Wir sind Paten Chemnitz hat ein wöchentliches Sprachcafé ins Leben gerufen, um einen Ort der Begegnung und des sozialen und kulturellen Austauschs für Patenschafts-Tandems und daran Interessierte zu schaffen, in dem die Teilnehmenden gemeinschaftlich und niedrigschwellig ihre Sprachkenntnisse weiterentwickeln können.

Im Sprachcafé kommen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und mit verschiedenen Sprachniveaus zusammen. In lockerer Atmosphäre bei einer Tasse Kaffee entsteht Raum für alltagsnahe Gespräche, gemeinsames Lernen und neue Freundschaften. Für viele Teilnehmende steht dabei nicht die klassische Sprachförderung im Vordergrund, sondern die Möglichkeit, in einem angenehmen Lernumfeld Unterhaltungen auf Deutsch zu üben, sicherer in der deutschen Sprache zu werden und dabei neue Leute in ihrer Stadt kennenzulernen. Und genau das bietet unser Sprachcafé in Chemnitz: Kommunikation statt Unterricht. Das entspannte Lernumfeld hilft dabei, Angst vor Fehlern zu überwinden, die viele Sprachlernenden erleben.

Die Themen, über die gesprochen wird, entstehen oft flexibel aus den Vorschlägen der Teilnehmenden selbst. So können sie ihre Interessen und Perspektiven einbringen, wodurch das Angebot lebendig und spannend für die Gruppe bleibt. Dabei können sie ihre Aussprache und ihren Wortschatz verbessern, das Hörverstehen und die Reaktionsfähigkeit in der deutschen Sprache fördern und so sprachliche Sicherheit gewinnen.

Besonders freut uns auch, dass die freiwilligen Helfer:innen, die das Sprachcafé begleiten, Deutsch als Erstsprache sprechen. Das ist ein großer Vorteil, denn es ermöglicht authentische Gespräche und fördert das Vertrauen der Teilnehmenden in ihre eigene Sprachfähigkeit.

Das Sprachcafé ist nicht nur ein Ort zum Deutschlernen – es ist ein Ort der Zugehörigkeit, des gegenseitigen Respekts und der gelebten Vielfalt. Alle sind herzlich willkommen!

Rahim Egbaria lebt seit einem Jahr in Cottbus. Der gebürtige Palästinenser ist Arzt und absolviert derzeit seine Facharztausbildung in der Chirurgie an der Medizinischen Universität Lausitz – Carl Thiem. Über die Freiwilligenagentur Cottbus kam Rahim mit unserem Team von Wir sind Paten Cottbus in Kontakt und unterstützt seitdem ehrenamtlich unsere Patenschaftstandems. Motiviert durch seinen Wunsch, nicht nur in seinem Hauptberuf medizinisch zu helfen, sondern sich auch ehrenamtlich sozial zu engagieren, entstand die Idee, einen praxisnahen Erste-Hilfe-Kurs anzubieten, der auf typische Notfallsituationen vorbereitet. So kann Rahim sein Fachwissen auch im Ehrenamt einbringen und Menschen im Alltag stärken:

„Ich wollte meine Erfahrungen weitergeben, neue Menschen kennenlernen und etwas Gutes tun“, sagt Rahim über seine Motivation.

In dem Kurs, der an drei Terminen stattfand, lernten die fünf Teilnehmerinnen, wie man sich am besten verhält, wenn sich eine Person verletzt – was muss zuerst geprüft werden und was sind die nächsten Schritte? Die Frauen haben dabei unter Rahims Anleitung lebensrettende Maßnahmen wie die stabile Seitenlage und die Herz-Druck-Massage gelernt. Beim zweiten Treffen ging es um typische Haushaltsunfälle wie Verbrennungen, Schnittwunden, Verschlucken und Vergiftungen und wie in den einzelnen Fällen vorgegangen werden sollte. Einen besonderen Fokus legte Rahim außerdem auf die Unterschiede bei der Ersten Hilfe für Erwachsene und Kinder. Zu jedem Treffen bereitete er außerdem eine Präsentation vor, die den Teilnehmerinnen anschließend zur Verfügung gestellt wurde, damit sie die Inhalte zuhause nochmals nachlesen und vertiefen konnten. Der Erste-Hilfe-Kurs war für alle Beteiligten mehr als nur ein Lernangebot, denn es entstand ein Raum für Austausch und gegenseitige Unterstützung. Auch für Rahim als Kursleitung war die gemeinsame Zeit sehr bereichernd:

„Ich habe viele neue Menschen kennengelernt, die Teamarbeit und Gemeinschaft schätzen. Wir haben Ideen ausgetauscht, neue Kulturen kennengelernt und gemeinsam eine schöne Zeit verbracht.“

Rahims Angebot ist ein Beispiel dafür, wie vielfältig sich unsere Ehrenamtlichen bei Wir sind Paten einbringen – von Sprachkursen, Hausaufgabenhilfe, Unterstützung beim Behördenkontakt bis hin zum Erste-Hilfe-Kurs – sowie auch dafür, wie positiv sich das Engagement auf alle Beteiligten auswirkt.

Wir freuen uns sehr, wie viel Freude Rahim an seinem Engagement bei Wir sind Paten Cottbus hat und dass er weiterhin ehrenamtlich bei uns aktiv sein möchte. Danke, Rahim, für dein Engagement, deine Expertise und deinen Einsatz für ein solidarisches Miteinander in Cottbus!

Am 18. Mai trafen sich in Cottbus zwölf engagierte Pat:innen und Mentee von Wir sind Paten Cottbus, um beim interaktiven Workshop mit dem Lernspiel Quararo verschiedene Formen demokratischer Entscheidungsfindung zu erkunden. Quararo, abgeleitet von qarar (arabisch) bzw. karar (türkisch) für „entscheiden“, fördert auf spielerische Weise die Fähigkeit zur Meinungs- und Entscheidungsbildung.

In Rollenspielen setzten sich die Teilnehmenden mit vier verschiedenen demokratischen Entscheidungsformen auseinander: Mehrheitsentscheidung, Konsensentscheidung, Parlamentarische Vertretung und Systemisches Konsensieren. Dabei griffen sie alltagsnahe Themen auf. So diskutierten die Teilnehmenden in der ersten Übung rege darüber, wie Integration in der Stadt sichtbarer gemacht werden kann. Beim anschließenden Brainstorming sammelten sie gemeinsam Ideen für Aktionen, mit denen diese Sichtbarkeit öffentlichkeitswirksam geschaffen werden kann, wie etwa Infostände und Flyer.

Ein weiteres Szenario drehte sich um das Leben in einer Stadt mit wenigen Grünflächen, in der nun auch der letzte große Park einem Parkhaus weichen soll und die Frage: Welche Möglichkeiten gibt es, um politisch dagegen aktiv zu werden und Einfluss auf die Stadtversammlung zu nehmen? In einer lebhaften Diskussion erarbeitete die Gruppe Ideen und Argumente, wählte in geheimer Abstimmung drei Repräsentant:innen und simulierte eine Stadtversammlung. Im Anschluss reflektierten die Teilnehmenden, ob und inwiefern ihre persönlichen Anliegen von den zuvor demokratisch gewählten Vertreter:innen tatsächlich berücksichtigt wurden – eine Übung, die das Prinzip politischer Repräsentation aufgreift und verständlich macht.

Uns freuen nicht nur die rege Teilnahme und die aktiven Diskussionen, sondern auch das durchweg positive Feedback der Teilnehmenden. Der spielerische Ansatz des Quararo-Workshops machte komplexe Themen greifbarer, erleichterte den Zugang zu Entscheidungsprozessen und ermöglichte der Gruppe, eigene Erfahrungen einzubringen. Viele Teilnehmende entdeckten dabei neue Formen politischer Mitbestimmung, wie etwa Petitionen, für sich. Auch der von der Spielleitung klar strukturierte Ablauf wurde positiv hervorgehoben: Es blieb genug Raum, um sich auszutauschen und die Inhalte tiefergehend zu diskutieren, ohne dabei den roten Faden zu verlieren.

Zum Ausklang wurde sich bei einem gemeinsamen Essen weiter ausgetauscht und die durch das Lernspiel neugewonnenen Perspektiven miteinander geteilt. Der Workshop hat gezeigt, dass politische Bildung nicht abstrakt sein muss, sondern durch praxisnahe Einblicke nahbar, inklusiv und inspirierend sein kann.

Seit Herbst letzten Jahres ist Hannah als ehrenamtliche Patin bei „Wir sind Paten Leipzig“ aktiv. Neben ihrem Studium in Politikwissenschaften nimmt sie sich regelmäßig Zeit, um ihren Mentees, den beiden Geschwistern Anaya und Asadullah, Deutsch-Nachhilfe zu geben. Anaya ist in der dritten, Asadullah in der vierten Klasse – und beide sind sehr wissbegierig, neugierig und haben viel Freude am Lernen, wie uns Hannah erzählt.

 

Einmal die Woche treffen sich die drei, um gemeinsam Schulstoff aufzuarbeiten, neue Vokabeln zu üben und Sprachkenntnisse zu vertiefen. Gerade in diesem kleinen Rahmen können sie ganz individuell Lerninhalte und -ziele festlegen und auch das Tempo auf die Bedürfnisse von Anaya und Asadullah abstimmen. So entsteht eine Lernatmosphäre, in der sich die beiden Grundschüler:innen wohlfühlen, Schritt für Schritt sicherer in der deutschen Sprache werden und dabei nebenbei auch ihr Selbstvertrauen stärken.

 

Aber die wöchentlichen Treffen unterstützen nicht nur Anaya und Asadullah bei ihrem Lernerfolg, sondern sind auch für Hannah als Patin eine persönliche Bereicherung:

„Ich kann es wirklich nur empfehlen, Deutsch-Nachhilfe zu geben. Es macht Spaß, ich lerne selbst immer wieder etwas Neues und es ist schön zu sehen, wie die beiden in der Sprache immer besser werden – und dadurch auch selbstbewusster!“

Die drei verbringen ihre Zeit aber nicht nur mit dem Sprachenlernen, sondern spielen im Anschluss auch gerne mal eine Runde UNO zusammen. Für Hannah ist diese Mischung aus Unterstützung und Spaß das, was ihre Patenschaft besonders wertvoll macht.

 

Die Kleingruppen-Patenschaft von Hannah, Anaya und Asadullah zeigt, wie viel ehrenamtliches Engagement im Alltag bewirken kann, sowohl für die Mentees als auch für die Pat:innen selbst. Vielen Dank für deine Zeit und deinen Einsatz, Hannah!

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