Wo finde ich eine neue Wohnung, wo einen Schul– oder Kitaplatz für meine Kinder und wer kann mir helfen mit traumatischen Erlebnissen auf der Flucht umzugehen? Es sind existenzielle Fragen, die die meisten Flüchtlinge bei ihrer Ankunft in Deutschland bewegen. Umso wichtiger sind Menschen, die sie willkommen heißen und unterstützen. Gesine und Ulrich Kempf aus Schwerin gehören dazu. Sie unterstützen mehrere Geflüchtete als Pat:innen und sind damit Teil des bundesweiten Patenschaftsprogramms „Menschen stärken Menschen“. Ihr Antrieb? Menschen beim Neustart helfen, ihnen zeigen, dass sie hier in Schwerin willkommen sind. „Ich bin in Amerika zur Schule gegangen. Von daher weiß ich, wie es sich anfühlt in einem völlig fremden Land neu anzufangen“, erinnert sich Ulrich.
„Ich finde es wichtig, dass sich Zugewanderte schnell hier einfinden. Neben dem Erwerb der Sprache zählt dazu das Finden einer eigenen Wohnung und eines Arbeitsplatzes“, so Gesine. Gern nutzt die ehemalige Krankenschwester ihr Netzwerk, um bei beidem behilflich zu sein. „Wir halfen kürzlich einer Familie dabei einen geeigneten Fußballverein für ihre Kinder zu finden“, erklärt die Schwerinern. Ulrich sieht Sport als Mittel zu Integration. Er selbst ist leidenschaftlicher Rennradfahrer und organisiert regelmäßig Ausflüge mit anderen Pat:innen bzw. Patenschaft-Tandems. „Bei unseren Ausflügen steht der Spaß steht im Vordergrund. Da passiert die Verständigung ganz automatisch“, sagt er.
Für die beiden Rentner:innen steht fest: Sie wollen ihre Zeit nutzen, statt vor dem Fernseher rumzusitzen und als Pat:innen ihren Mentees helfen. Und Hilfe wird immer benötigt. Daher suchen die beiden nun auch weitere interessierte Pat:innenen. Darüber hinaus „möchten wir uns regelmäßig mit den Teilnehmer:innen treffen und sie im Alltag unterstützen“, erklärt Gesine. Dabei soll die Verbesserung der Sprache im Vordergrund stehen. Offizieller Starttermin der neuen Kleingruppenpatenschaft soll im August sein. Daran teilnehmen können grundsätzlich alle Menschen, die Hilfe benötigen. „Wichtig ist für uns die Motivation zum Lernen und Bereitschaft regelmäßig teilzunehmen“, sagen die beiden. Thematisch seien sie flexibel: „Ernährung, Sport, Verwaltungsfragen – dazu unterhalten wir uns ganz locker“, erklärt Gesine. Geplant seien auch Besuche bei Veranstaltungen oder Kinonachmittage.
Einen konkreten Tag für die Treffen gebe es noch nicht. Zunächst werden Mentee mit ähnlichem Sprachniveau gesucht. „Für ein Tandem kann sich grundsätzlich jeder bewerben. Wir schauen dann, ob die Gruppe gut harmoniert.“
So sorgen die beiden für ein lebendiges Angebot bei und von Wir sind Paten. Das führt nicht nur zu verbesserten Sprachkenntnissen, sondern bringt gleichzeitig Menschen zusammen. So sind bereits viele Freundschaften entstanden.